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Angriffe im Roten Meer

Wer sind die Huthi-Rebellen und was sind ihre Ziele?

  • Veröffentlicht: 16.02.2024
  • 11:00 Uhr
  • Julia Wolfer
US-Schiffe der Operation Prosperity Guardian auf dem Weg ins Rote Meer.
US-Schiffe der Operation Prosperity Guardian auf dem Weg ins Rote Meer.© Imago Images / ZUMA Wire

Die Huthi-Rebellen greifen in jüngster Zeit gezielt Schiffe im Roten Meer an. Das hat Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Aber wer steckt hinter der Miliz im Jemen und was sind ihre Ziele? 

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Huthi-Rebellen: Das Wichtigste zum Thema

  • Die Huthis sind eine politisch-militärische Bürgerkriegsbewegung und Miliz im Jemen. Ihre Ideologie gilt als islamistisch, antiwestlich und antisemitisch.

  • Gegründet wurde die Gruppierung in den 2000er-Jahren unter dem Namen Ansar Allah („Helfer Gottes“). Ihr Hauptziel ist, die Regierung im Jemen zu bekämpfen und das Land von vermeintlicher Kontrolle aus dem Ausland zu befreien.

  • Die schiitische Miliz pflegt enge Verbindungen zum Iran und unterstützt die sogenannte "Achse des Widerstands" gegen Israel. Im Gaza-Krieg stehen die Huthis auf der Seite der Hamas.

  • Seit Beginn des Gaza-Krieges greifen die Rebellen Frachtschiffe auf der wichtigen Handelsroute im Roten Meer an. Das hat Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.

Wer sind die Huthi-Rebellen und ihr Anführer?

Die Huthis oder Huthi-Rebellen sind eine religiöse und politisch Miliz im Jemen. Die Gruppe wurde in den 2000er-Jahren unter dem Namen Ansar Allah (arabisch für "Helfer Gottes") gegründet. Nachdem ihr Anführer Hussein Badreddin al-Huthi 2004 von jemenitischen Streitkräften getötet wurde, setzten sie den Kampf unter seinem Namen fort.

Die Huthis kämpfen gegen die international anerkannte Regierung im Jemen und haben wiederholt bewaffnete Aufstände gegen sie geführt. Dabei konnten sie in den vergangenen Jahren große Gebietsgewinne verbuchen: Der Nordwesten des Landes steht weitgehend unter ihre Kontrolle.

➡️ Die Huthis haben sich als eine der einflussreichsten Kräfte im Jemen etabliert und spielen eine bedeutende Rolle im andauernden Bürgerkrieg im Land. Mehrere Zehntausend Kämpfer sollen der Miliz angehören, manche Schätzungen gehen sogar von 200.000 bewaffneten Anhängern aus.

Religiös zählen sie sich zu den Zaiditen, einem Zweig des schiitischen Islam. Im Gegensatz zu anderen Schiiten glauben sie aber nicht an die Rückkehr eines verborgenen Imams, des sogenannten Mahdi. Die Zugehörigkeit der Huthis zum schiitischen Islam ist dennoch die Grundlage für ihre engen Verbindungen zum Iran. Der Iran unterstützt die Rebellen finanziell, was wiederum als Grundlage für ihren militärischen Erfolg im Jemen angesehen wird.

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Im Clip: Die Motive der Huthi-Rebellen

Was sind die Ziele der Huthi-Miliz?

Die Huthis sehen sich als Vertreter ihrer religiösen Minderheit und als nationale Befreiungsbewegung. Ihr primäres Ziel ist es, die jemenitische Regierung zu bekämpfen und den Jemen von vermeintlicher Kontrolle aus dem Ausland zu befreien.

Ihre Ideologie gilt als islamistisch, antiwestlich und antisemitisch. Ihre Hauptfeinde sind Israel und die USA. Das spiegelt sich auch im Slogan der Miliz wider: "Allah ist groß! Tod den USA! Tod Israel! Verdammt seien die Juden! Sieg dem Islam!"

Seit Saudi-Arabien 2015 direkt Einfluss auf den Jemen-Krieg ausübte, gilt auch die Golfmonarchie als Feind:

  • Saudi-Arabien und Iran sind Rivalen um die regionale Vorherrschaft im Nahen Osten. Die Rivalität geht auf die Islamische Revolution 1979 zurück.
  • Saudi-Arabien unterstützte die jemenitische Regierung, um den Einfluss des Irans in der Region zu begrenzen.
  • Die Huthis werden vom Iran finanziell unterstützt und militärisch ausgerüstet. 
  • ➡️ Darum gilt der Bürgerkrieg im Jemen auch als Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und Iran.

Seitdem reicht der Aktionsradius der Huthis auch über jemenitisches Staatsgebiet hinaus: Wiederholt kam es in der Vergangenheit zu Raketenangriffen auf Saudi-Arabien. Aktuell greifen die Rebellen jedoch vor allem Schiffe im Roten Meer an. Das hängt mit dem Gaza-Krieg zusammen.

Die Huthi sind wie auch die Hamas Teil der vom Iran ausgerufenen Allianz "Achse des Widerstands" gegen Israel. Zu Beginn des Gaza-Krieges haben sich die Huthi daher an die Seite der radikal-islamischen Hamas gestellt.

❗Zwar gibt es große ideologische Unterschiede zwischen der Hamas und den Huthis. Durch ihre gemeinsame Feindschaft gegenüber Israel werden diese Differenzen jedoch überbrückt.

Schon kurz nach Kriegsbeginn am 7. Oktober feuerten Huthi-Rebellen Raketen in Richtung Israel ab. Im Roten Meer greifen sie inzwischen verstärkt Frachtschiffe in der Meeresstraße Bab el-Mandeb zwischen Jemen und den ostafrikanischen Ländern Dschibuti und Eritrea an. Das soll Druck auf Israel ausüben, den Gaza-Krieg zu beenden.

➡️ Nach eigenen Angaben nehmen die Huthis dabei nur israelische Schiffe und Schiffe, die Israel ansteuern, ins Visier. Laut Medienberichten wurden jedoch wiederholt auch Schiffe angegriffen, die sich nicht auf dem Weg von oder nach Israel befanden.

Nach dem Angriff auf einen Tanker sehen Jemeniten im Fernsehen eine Erklärung des Sprechers der Huthi-Rebellen.
Nach dem Angriff auf einen Tanker sehen Jemeniten im Fernsehen eine Erklärung des Sprechers der Huthi-Rebellen.© Osamah Yahya/ZUMA Press Wire/dpa
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Die wichtigsten Fakten über den Gaza-Streifen

Welche Folgen haben die Angriffe der Huthi im Roten Meer?

Die Angriffe der Huthi-Rebellen auf Schiffe im Roten Meer haben große Auswirkungen auf den Welthandel. Denn die Schifffahrtsroute im Roten Meer ist von großer Bedeutung: Es ist die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Europa und Asien.

➡️ Als Konsequenz der Angriffe fahren mehrere internationale Reeder und Handelsunternehmen mit ihren Schiffen die Route nicht mehr an. Der Containerverkehr im Roten Meer ist nach Angaben des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW) um 80 Prozent eingebrochen. Frachtschiffe, die von Europa Richtung Asien fahren, müssen nun einen rund 6.000 Kilometer längeren Umweg um das Kap der Guten Hoffnung in Südafrika herumfahren.

Konflikt im Roten Meer - Diesen Umweg müssen Schiffe fahren
Konflikt im Roten Meer - Diesen Umweg müssen Schiffe fahren© Galileo

Das hat Auswirkungen auf den Handel:

  • Aufgrund des Umwegs kann es zu längeren Lieferzeiten von Waren kommen. Der Transport von Waren zwischen Asien und Europa kann sich nach Angaben des IfW um bis zu 20 Tage verlängern.
  • Ein paar Unternehmen spüren die Auswirkungen bereits: Bei Ikea müssen Kund:innen derzeit länger auf Möbel warten. Tesla hat wegen fehlender Teile Ende Januar einen zweiwöchigen Produktions-Stopp im Werk Grünheide angekündigt.
  • Auch Lebensmittel und Tiernahrung sind von den Seefahrtstörungen betroffen.
  • Durch die längeren Wege und höhere Risiko-Zuschläge der Versicherung steigen die Kosten für die Reedereien. Das kann sich in höheren Warenpreisen für Verbraucher:innen niederschlagen.

Insgesamt werden die Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft allerdings als gering eingeschätzt. Nach Ansicht von Expert:innen wird es nicht zu einer höheren Inflation in Deutschland führen. Auch deutschen Einzelhändler rechnen nicht mit leeren Regalen in den Geschäften. Demnach haben Unternehmen nach der Sperrung des Suezkanals 2021, der Corona-Pandemie und den Folgen des Ukraine-Krieges ihre Lieferwege breiter aufgestellt.

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Wie reagiert der Westen auf die Huthi – und welche Konsequenzen hat das?

Die US-Regierung hat die Huthi-Miliz nach den Angriffen auf Schiffe im Roten Meer wieder als Terrororganisation eingestuft. Unter Führung der USA wurde im Dezember 2023 auch die internationale Militärkoalition Operation Prosperity Guardian gebildet. Diese soll laut US-Verteidigungsminister Lloyd Austin die "Freiheit der Seefahrt für alle Länder" sichern.

An der Militärkoalition beteiligen sich nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums folgende Länder:

  • USA,
  • Großbritannien,
  • Frankreich,
  • Italien,
  • die Niederlande,
  • Norwegen,
  • Kanada,
  • Bahrain und
  • die Seychellen.

Seit Dezember führte die Koalition mehrere Luftangriffe auf militärische Huthi-Stellungen im Jemen aus, um die Miliz zu schwächen. Doch die Militärschläge der USA sind nicht unumstritten:

  • Während manche Expert:innen das Vorgehen aufgrund wirtschaftlicher Interessen für notwendig halten,
  • befürchten andere, dass die Rebellen und der Iran dadurch ihr Ansehen in der Region steigern und ihre Position gegen den Westen stärken können.

Auch die EU plant eine neue Marinemission im Roten Meer, um europäische Wirtschaftsinteressen zu schützen. Dabei geht es um die Entsendung von Kriegsschiffen, die in der Region patrouillieren und so Angriffe auf Handelsschiffe verhindern sollen. Laut Medienberichten soll die Mission bis zum 19. Februar einsatzbereit sein.

Trotz des internationalen Drucks wollen die Huthi ihre Attacken im Roten Meer fortsetzen und kündigten Vergeltung an.

Die wichtigsten Fragen zu den Huthi-Rebellen

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